Chronik

Seit 1850 Dettmann in Lübeck
Die Chronik einer Lübecker Handwerker & Kaufmannsfamilie.
Wir schreiben das Jahr 1850. Die alte Hansestadt Lübeck steht im Zeichen einer gesunden Entwicklung von Handel, Handwerk und Verkehr.

Schwere Jahre der Wirren und des Elends hat Lübeck zu überstehen gehabt, aber stets mit dem wehrhaften Willen seiner fleißigen Bürger allen Notzeiten getrotzt. Über friedlichem Wirken läuten die Glocken von St. Marien, einer der herrlichen frühgotischen Bauten unserer Heimat.

Der Feierabend senkt sich über die emsige Stadt. Spaziergänger wandeln durch die Straßen, müßig dem bunten Treiben zuschauend.
Dienstag, 8. Oktober steht im Kalender. Der Herbst hat seinen Einzug gehalten.

Vor dem Haus Wahmstraße 20 bleibt man stehen und blickt neugierig zu einem Firmenschild auf: J.A.C. Dettmann, Graveur.

In der neu eingerichteten Werkstatt wird noch eifrig gearbeitet.
Jacob Andreas Carl Dettmann hatte bei der Zunft der Gold- und Silberschmiede in Lübeck gelernt. Am 8 Oktober machte er sich nun selbstständig.
Damals wachte noch das strenge Gesetz, nach dem nur der sich selbstständig machen konnte, der mit „Ehr und Redlichkeit“ den Bürgerbrief der Stadt erworben hatte.
Jacob Andreas Carl Dettmann entwickelt seine Graveuranstalt allmählich durch harte Arbeit und Fleiß. Er erstand für 12500 lübsche Courant einen Neubau in der Königstraße/ Ecke Wahmstraße.
Unten im Hause befand sich ein kleiner Laden von nur 3,5m mal 3,5m Ausmaßen.
Nun beginnt die kleine Firma ihren stetigen Aufstieg. Zur Hauptsache werden Metallgravur- und Goldarbeiten ausgeführt. Bald gesellt sich eine Kupferdruckerei zur Firma, die es ermöglicht, Visitenkarten, Rechnungen und Geschäftspapiere zu drucken.
Der gute Geschäftsgang erlaubt die Einstellung von 2 Graveurgehilfen. Bestellungen auf Stempel, Banksiegel und Firmenschilder laufen aus Schweden, Dänemark und Finnland ein.
Schon nach wenigen Jahren wird der Verkauf von Brillen und optischen Geräten aufgenommen.
Bekannt ist, dass er das Brillenhandwerk vom Opticus Groening, der in der Breiten  Straße einen kleinen Laden hatte, nach dessen Tod übernommen hat. Seit dieser Zeit, es mag um das Jahr 1865 gewesen sein, wird firmiert J.A.C Dettmann, Graveur und Opticus.
Damals war die optische Industrie erst im Entstehen, Brillen wurden unsortiert in Kästen von den Eisenkrämern verkauft. Wer eine Brille benötigte, wühlte so lange in dem Kasten herum, bis er die Richtige gefunden hatte. Das Vertrauen zum Opticus kam erst langsam auf. Augenärzte gab es in Lübeck keine…

Um das Jahr 1879 / 1880 erfährt das Graveurhandwerk mit dem Aufkommen der Gummistempel eine starke Flaute, so dass man sich entschloss, chirurgische Artikel und Verbandsstoffe als auch Gummiwaren aufzunehmen.
1878 übernahm Karl Friedrich Georg Dettmann das väterliche Geschäft, das er 1907 umbaute und erweiterte. Jetzt gab es nicht nur die erste elektrische Schleifmaschine im Haus, sondern neben der Optik auch Ärzte- und Krankenhausbedarf zu kaufen.
Es zählten neben vielen angesehenen Bürgern auch der Lübecker Dichter Emanuel Geibel und die Schriftstellerin Ida Boy-Ed zu den treuen Kunden der Firma Dettmann.

Nach dem Kriege wird der Vertrieb und die Anpassung von künstlichen Augen für Kriegs- und Zivilversehrte vorgenommen und auch ein Raum für Refraktionsbestimmungen geschaffen.
Die tollen Währungsverhältnisse des Jahres 1923 stürzten auch die Firma Dettmann in einen Strudel, aus dem sie aber sicher wieder an die Oberfläche gelangte.
Ein weiterer Geschäftszweig wird durch eine moderne Photoabteilung eingerichtet.
Walter Dettmann führte den Betrieb in der 3. Generation, wobei sich der Diplom-Optiker besondere Dienste als Bezirksmeister der Augenoptiker erwarb.       

Doch zum zweiten Mal in diesem Jahrhundert fegt die Kriegsfurie über die Menschheit. Dieses Mal geht sie auch an den Dettmanns nicht vorüber.
In der Nacht zum Palmsonntag am 29.03.1942 wird Lübeck das Ziel eines schweren Bombenangriffs.

Das „Stammhaus“ der Dettmänner fällt den Flammen zum Opfer.

Doch Mut und Unternehmungsgeist führen auch aus diesen tiefsten Notzeiten heraus und die alte Firma schafft es auch über die im Juni 1948 erfolgte zweite Währungsumstellung hinwegzukommen.

Karlheinz, der Sohn von Walter Dettmann, der schon vor dem Kriege das Augenoptikerhandwerk erlernt hatte, kehrt nach Beendigung des Krieges aus der Gefangenschaft zurück.

Mit dem Wiederaufbau der Königstraße nach dem zweiten Weltkrieg stand dann der Umzug in die Geschäftsräume in der Königsstraße 104, Nahe des Stammhauses an.
1963 übernahm Karlheinz Dettmann das Ruder des Fachgeschäfts, in das ich, Frank Dettmann 1984 als Geselle einstieg.

1988 legte ich dann meine Meisterprüfung an der Handwerkskammer Lübeck ab.
Es war der 1. Januar 1990, als ich in der 5.ten Generation die Verantwortung für das Fachgeschäft Dettmann Augenoptik übernahm.

Als weiteren Baustein richteten wir ein neues Kontaktlinsenstudio ein, in dem alle auf dem Markt befindlichen Kontaktlinsen angepasst werden.
1993 eröffneten wir den in Deutschland ersten eigenständigen Kinderbrillenladen, in dem Kinderbrillen aller Farben und Spezialgrößen zu finden sind.

Weiterhin spezialisierte ich mich durch intensive Fortbildungen auf dem Gebiet der vergrößernden Sehhilfen und der Sportbrillen, wie z.B. Tauchmasken, Schwimmbrillen, Golf-, Rad-, Ski- und Snowboardbrillen.

Am 1.11.2006 zieht Dettmann Optik vorerst ein letztes Mal in die Wahmstr.17, nahe dem ehemaligen Stammhaus um.
Hier erstrahlt der neue Dettmann in exklusiver Atmosphäre.
Frank Dettmann   

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